Hast Du’s schon mitbekommen? Bei den Berufsverbänden für Logopädie hat sich im letzten Jahr einiges getan! Was genau erfährst Du hier! Und wir zeigen Dir, welche Vorteile Dir ein Berufsverband bieten kann und stellen die bestehenden logopädischen Verbände vergleichend für Dich gegenüber. So findest Du ganz leicht heraus, ob eine Mitgliedschaft für Dich attraktiv ist und welcher Verband am besten zu Dir passt.
Was macht ein logopädischer Berufsverband?
Bevor wir jedoch tiefer einsteigen lass uns noch kurz klären, was Berufsverbände überhaupt machen. Ihr erklärtes Ziel ist es, die beruflichen, sozialen, wirtschaftlichen und ethischen Interessen ihrer Mitglieder zu bündeln und damit gegenüber der Öffentlichkeit und wichtigen Vertragspartnern (in unserem Fall Krankenkassen, Gesetzgeber, öffentliche Hand etc.) besser vertreten und durchsetzen zu können. Ihr Fokus liegt meist auf der Verbesserung der logopädischen Arbeitsbedingungen, der Qualitätssicherung, der Förderung der Forschung, der Verbreitung logopädischen Wissens, der Sicherstellung einer optimalen Patientenversorgung und der Förderung des beruflichen Ansehens von LogopädInnen.
Die Mitglieder von Berufsverbänden profitieren zusätzlich von weiterführenden Unterstützungen und Hilfsangeboten, zum Beispiel durch eine berufsbezogene Rechtsberatung, die Bereitstellung und Vermittlung von Neuerungen und Änderungen im Berufsbereich oder Jobbörsen.
Logopädische Berufsverbände sind in den letzten Jahren vor allem durch die Forderung nach einer Akademisierung der Logopädieausbildung sowie nach der Anerkennung von Videotherapien während des ersten Lockdowns in Erscheinung getreten. Auch bei der Aushandlung bzw. Verbesserung der Rahmenverträge nach § 125 SGB V und den Vergütungsverhandlungen mit den Krankenkassen sind sie vertreten.
Das hat sich seit letztem Jahr geändert
Deutschland hat im Vergleich zu unseren Nachbarländern eine breite Vielzahl an Berufsverbänden im Bereich der Sprech-. Sprach-, Stimm- und Schlucktherapie. Dies wird von einigen LogopädInnen häufig als Nachteil deklariert, denn: zu viele Köche verderben den Brei. Oder anders gesagt: mehrere kleine Verbände finden in der öffentlichen und politischen Wahrnehmung schlechter Gehör als wenige bzw. ein Großer.
All jene wird es besonders freuen, dass sich hier Ende 2021 bzw. Anfang 2022 einiges getan hat: der Verband für Patholinguistik (vpl), der Bundesverband Klinische Linguistik (BKL) und der Deutsche Bundesverband Klinischer Sprechwissenschaftler e. V. (DBKS) sind mit dem Deutschen Bundesverband für akademische Sprachtherapie und Logopädie (dbs) fusioniert! Damit hat sich die Zahl der logopädischen Berufsverbände von acht auf fünf gebündelt[1]. Hier einmal aufgelistet nach Gründungsjahr:
- Deutscher Bundesverband der Atem-, Sprech- und Stimmlehrer/innen und die Lehrervereinigung Schlaffhorst-Andersen e. V. (dba)
- Deutscher Bundesverband für Logopädie e. V. (dbl)
- Deutscher Bundesverband für akademische Sprachtherapie und Logopädie (dbs)
- LOGO Deutschland
- Verband Deutscher Logopäden und Sprachtherapeutischer Berufe e. V. (VDSL)
Der Schritt zur Verschmelzung war nach Auskunft des dbs schon länger geplant, wurde allerdings durch Covid-19 ausgebremst. Man verspricht sich von dem Zusammenschluss vor allem eine gestärkte Vertretung der gemeinsamen Interessen und damit entsprechend auch mehr Durchsetzungskraft. Dies scheint ein logischer und wichtiger erster Schritt zu sein, um die vielen, teils sehr kleinen Verbände[2] in Deutschland zu einer größeren und damit (noch) stärkeren Einheit zusammenzuführen. Ob diese Fusion schlussendlich tatsächlich den erhofften Positiveffekt für die logopädische Fachwelt haben wird, kann natürlich erst die Zukunft zeigen.
Neben der nationalen Ebene hat sich kürzlich auch bei den internationalen Verbänden einiges verändert. Dazu findest du etwas weiter unten mehr.
Die Qual der Wahl: Welcher Verband passt zu Dir?
Grundsätzlich vertritt jeder logopädische Berufsverband gleiche bzw. ähnliche Interessen: nämlich die von uns LogopädInnen und SprachtherapeutInnen. Dennoch gibt es feine Unterschiede in Bezug auf die Ausrichtung des Verbandes, die Höhe des Mitgliedsbeitrages, die Mitgliederanzahl etc. Angesichts der Fülle der Möglichkeiten kann es so sehr schnell unübersichtlich werden.
Daher haben wir uns die Logopädieverbände im deutschsprachigen Raum einmal genauer für Dich angesehen und die wichtigsten Informationen zusammengefasst[3]:
dba: Deutscher Bundesverband der Atem-, Sprech- und Stimmlehrer/innen und die Lehrervereinigung Schlaffhorst-Andersen e. V. (1949)
Zugelassene Berufsgruppen für eine ordentliche Mitgliedschaft | Größe, Mitglieds-beitrag | Beispiele für Mitgliedervorteile (gemäß Website) |
Alle 12 Berufsgruppen, die gemäß SGB V zum Heilmittel zugelassen sind. Im Einzelnen siehe hier. | Keine Auskunft auf Anfrage |
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dbl: Deutscher Bundesverband für Logopädie e. V. (1964)
Zugelassene Berufsgruppen für eine ordentliche Mitgliedschaft | Größe, Mitglieds-beitrag | Beispiele für Mitglieder-vorteile (gemäß Website) |
Alle Berufsgruppen, die die Voraussetzungen für eine Vollzulassung gemäß den Zulassungsempfehlungen nach § 124 Abs. 2 Nr. 1 SGB V erfüllen. Im Einzelnen siehe hier. | Mitglieder: Ca. 10.000 Beitrag: Zwischen 48€ und 288€ im Jahr. Im Detail hier zu finden. |
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dbs: Deutscher Bundesverband für akademische Sprachtherapie und Logopädie (1999)
seit 2021 fusioniert mit Vpl, DBKS, BKL
Zugelassene Berufsgruppen für eine ordentliche Mitgliedschaft | Größe, Mitglieds-beitrag | Beispiele für Mitglieder-vorteile (gemäß Website) |
| Mitglieder: Ca. 3.500 Beitrag: Zwischen 50€ und 375€ im Jahr Im Detail hier zu finden. |
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LOGO Deutschland (2014)
Zugelassene Berufsgruppen für eine ordentliche Mitgliedschaft | Größe, Mitglieds-beitrag | Beispiele für Mitglieder-vorteile (gemäß Website) |
| Mitglieder: Mittlere vierstellige Zahl an Mitgliedern Beitrag: Zwischen 72€ und 300€ Mitgliedsbeitrag im Jahr (freiwillige Mehrzahlungen möglich) Im Detail hier zu finden. |
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VDSL: Verband Deutscher Logopäden und Sprachtherapeutischer Berufe e. V. (2017)
Zugelassene Berufsgruppen für eine ordentliche Mitgliedschaft | Größe, Mitglieds-beitrag | Beispiele für Mitglieder- vorteile (gemäß Website) |
| Mitglieder: Keine Auskunft Beiträge: Zwischen 30€ bis 190€ im Jahr (ggf. zzgl. 50 – 75€ pro Jahr für das Rechts-beratungsmodul) Im Detail hier zu finden. |
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Internationale Berufsverbände
Über die Landesverbände hinaus gibt es – ganz im Sinne des europäischen und internationalen Gedankens – mittlerweile auch eine Vielzahl an länderübergreifenden Zusammenschlüssen. Hier mal ein paar Beispiele:
- European Speech and Language Therapy Association (ESLA), vormals Standing Liaison Committee of Speech and Language Therapists/Logopedists (CPLOL)
- The World Association of Speech Therapists (WASLP)
- International Association of Communication Sciences and Disorders (IALP)
Eine Auswahl weiterer internationaler Verbände für sprachpathologische und audiologische Berufsgruppen findest Du hier.
Prinzipiell vertreten die internationalen Verbände die gleichen bzw. ähnliche Ziele wie die nationalen Berufsverbände: Vernetzung der LogopädInnen, Verbreitung und Förderung von logopädischem Wissen und Forschung, Förderung des Ansehens und der Anerkennung des Berufs, Verbesserung der Versorgung von PatientInnen sowie Vertretung der logopädischen Interessen gegenüber wichtigen Organen und Behörden, wie etwa der Europäischen Kommission. Nur tun sie dies eben auf internationaler Ebene und fungieren dabei als so genannter Dachverband für die nationalen Zusammenschlüsse, so zu sagen als übergeordnete Vertretung und als gemeinsame Anlaufstelle.
Einige dieser Dachverbände, wie zum Beispiel ESLA, kannst Du nur indirekt unterstützen, indem Du einem nationalen Berufsverband beitrittst, der dort Mitglied ist (Anmerkung: gemäß Mitgliederliste der ESLA ist allerdings gegenwärtig kein deutscher Berufsverband vertreten[4]). Bei Anderen, wie zum Beispiel der IALP, kannst Du für 145 € im Jahr selbst Mitglied werden. Studierende zahlen einen Mitgliedsbeitrag von 15 Euro pro Jahr. Das war übrigens nicht immer so: bis vor kurzem konnten Studierende gar kein Mitglied im IALP werden. Möglich wurde das erst durch den Beschluss einer außerordentlichen Vollversammlung Ende letzten Jahres. Im Zuge der gleichen Versammlung wurde übrigens auch die Verlegung des Organisationssitzes der IALP nach Malta beschlossen.
Und auch auf europäischer Ebene hat sich letztes Jahr einiges getan: das Standing Liaison Committee of Speech and Language Therapists/Logopedists (CPLOL) wurde durch die Nachfolgeorganisation
Fazit
Damit sind wir am Ende unseres kleinen Einblicks in die Welt der Berufsverbände für Logopädie angekommen. Wir haben gesehen, dass es sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene eine Vielzahl an Zusammenschlüssen gibt, die sich tagtäglich für die Interessen von uns LogopädInnen und die Stärkung unseres Berufsbildes einsetzen. Durch eine Mitgliedschaft können wir diese unterstützen.
Gleichzeitig wurde deutlich, dass die Verbandswelt nicht stillsteht, sondern sich durch interne Prozesse im Laufe eines Jahres viele Veränderungen und Neuerungen ergeben können.
Die Frage, ob Du einem Verband beitreten möchtest und welcher Verband der Richtige für Dich ist, kannst letztlich nur Du für Dich alleine entscheiden. Unsere Übersicht hilft Dir dabei, den Überblick zu behalten und mit sicherem Gefühl entscheiden zu können.
[1] Selbstverständlich gibt es neben den logopädischen Berufsverbänden auch noch eine Reihe von Zusammenschlüssen aus angrenzenden Fachbereichen, wie etwa die Deutsche Gesellschaft für Sprachheilpädagogik e. V. (dgs) oder die Deutsche Gesellschaft für Sprechwissenschaft und Sprecherziehung (DGSS e. V.). Auf diese wird in diesem Artikel aber nicht dezidiert eingegangen. Ebenso wenig werden Verbände berücksichtigt, die sich vorwiegend auf einen Behandlungsbereich der Logopädie beschränken, wie beispielsweise die Interdisziplinäre Vereinigung der Stottertherapeuten e.V. (ivs) oder die Gesellschaft für unterstützte Kommunikation e. V. (ISAAC).
[2] Der DBKS umfasste laut der ehemaligen Vorsitzenden Gabriele Finkbeiner vor dem Zusammenschluss beispielsweise „nur“ 117 Mitglieder
[3] Alle Angaben Stand 30.11.2021
[4] Stand 10.01.2022
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